Kultur als Lebenshilfe

Selbsthilfegruppe für Stoffwechselerkrankungen

Riječ 41, 2011, Wiesbaden S. 29

Relatives Risiko einer Arbeitsunfähigkeit (RR) und relative Dauer einer Arbeitsunfähigkeit (RD) der pflichtversicherten nichtdeutschen verglichen mit pflichtversicherten deutschen Beschäftigten der BKK

 

Quelle: Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Robert Koch Institut 2008 ( eigene Auswertung)

Eine pauschale Betrachtung  der vierzehn Krankheitsbilder, inklusive Unfällen, die zur Arbeitsunfähigkeit führen, weist  zusammengefasst ein 33-prozentig höheres Erkrankungsrisiko für die nichtdeutsche Bevölkerung  aus.

Genauere Analysen zeigen, dass die Schlussfolgerung, Bürger mit Migrationshintergrund hätten eine allgemein schlechtere gesundheitliche Verfassung, nicht ohne weiteres zulässig ist. Obwohl Nichtdeutsche häufiger erkranken als Deutsche, zeigt die Betrachtung der Dauer der Krankschreibungen, dass Nichtdeutsche schneller an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Trotz des höheren Erkrankungsrisikos von 33% ist die Dauer der Arbeitsunfähigkeit nur um 21% höher, als bei Deutschen.Dies wird auch bei der Betrachtung der Arbeitsunfähigkeit infolge von Arbeitsunfällen sichtbar. Migranten erleiden 51 % öfter - als ihre deutschen Kollegen - einen Arbeitsunfall und auch hier ist die Dauer der Arbeitsunfähigkeit geringer als bei Deutschen. Zur genauen Analyse der Einzelfälle müssen auch die einzelnen Krankheitsbilder gesondert betrachtet und untersucht werden. Als Beispiel können die infektiösen und parasitären Krankheiten genannt werden, welche   bei Deutschen und Nichtdeutschen fast ausgewogen vertreten sind, obwohl man aufgrund unterschiedlicher hygienischer Standards anderes vermuten könnte. Erwähnenswert ist das Krankheitsbild „Symptome und schlecht bezeichnete Afektionen“, welches keine genaue Diagnose darbietet. 76% häufiger ist diese Pseudo -  „Diagnose“ bei Migranten zu finden. Beachtlich ist, dass die relative Dauer der Arbeitsunfähigkeit bei den Migranten nur um 16% höher ist, als bei den seltener an dieser „Krankheit“ leidenden Deutschen. Eine Erkrankung infolge von Entwurzelung (Syndrom des leeren Nestes  ICD-10 Z60.1 ) mag sich unter der Bezeichnung Psychiatrische Krankheiten verbergen, wird hier allerdings nicht explizit benannt und ist somit der Analyse nicht zugänglich.  Und doch birgt gerade dieses Krankheitsbild das Risiko und die Herausforderung einer gelungenen Integration.

Redaktion


  

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